Zunfttruhen
In den Zunfttruhen, auch als Zunftladen oder Innungsladen bezeichnet, befanden sich die wertvollsten Dokumente und Gegenstände einer Zunft. Dazu gehörten unter anderem die gewährten Privilegien der Obrigkeit, die Statuten, das Namensverzeichnis, die Rechnungsbücher, aber auch Siegel, Stempel, Becher, Pokale und Schenkkannen aus Zinn und Silber. Die „Lade“ ist somit die Bezeichnung für den zentralen Verwaltungskörper einer Zunft; sie kann anhand ihrer Inschriften und Wappen zugeordnet werden. Die Verzierung, in aufwendigen Holzintarsien ausgeführt, gibt meist das Wappen der Zunft wider und gibt Auskunft über ihren Reichtum. Durch die Zunfttruhe wurde der Versammlungsablauf reguliert: war sie bei Versammlungen geöffnet, durften ausschließlich die wichtigsten Angelegenheiten der Zunft besprochen werden; erst wenn sie geschlossen war, durfte getrunken und gespielt werden.
Nach der Einführung der Gewerbefreiheit im Jahr 1869 lösten sich die Zünfte in Stadt und Land großteils auf. Zunfttruhen werden traditionell in stadtgeschichtlichen Museen oder Heimatmuseen verwahrt, da das Ende der Zünfte und die Entstehung von musealen Altertumssammlungen zeitlich nur wenige Jahrzehnte auseinanderliegen. Die hier ausgestellten Zunftruhen wurden im Zweiten Weltkrieg im Rahmen einer Tauschaktion vom damaligen Gaumuseum (heute: Francisco Carolinum) an die Städtische Sammlung übertragen.
Die Zunfttruhen stehen repräsentativ für den Wandel des Berufs- und Zunftwesens, von der kunstvollen, feinmechanischen Handfertigung hin zur industriellen Massenproduktion im 19. und 20. Jahrhundert.