Sammlung Pachinger
Biografie: Anton Maximilian Pachinger
Anton Maximilian Pachinger wurde im Haus Altstadt 28 als Sohn von Therese (1834−1904, geb. Mayr, Wirtstochter) und Anton Pachinger (1829−1900, Kaufmann) in eine wohlhabende und angesehene Linzer Familie geboren. Nach Abschluss der Matura (1886) am Akademischen Gymnasium auf der Spittelwiese folgten seine Studienjahre am Juridicum und ab 1892 an der philosophischen Fakultät in Wien, wo er sich der Archäologie und Kunstgeschichte verschrieb, ohne auch diese Studien ordentlich abzuschließen.
Wien, Linz, Salzburg und München kristallisierten sich als Schauplätze seines Lebens heraus. Gesichert durch das Familienerbe erhob Anton M. Pachinger die Sammeltätigkeit ins Zentrum seines Lebens und zum Ausgangspunkt seiner Forschungen. Er unterhielt regen Austausch mit anderen Sammlern, Schriftstellern, Künstlern und Gelehrten, die er in seinem längst zum Privatmuseum gewordenen Haus in der Bethlehemstraße 31 empfing. Darin konnten Kunstgegenstände im engeren Sinne wie Gemälde und Grafiken, wie auch archäologische Artefakte, Sammlungsstücke aus seinem persönlichen Fachgebieten wie Sittengeschichte oder Wallfahrtsmedaillen und Weihemünzen, Amulette, Heiligen- und Andachtsbilder sowie kulturgeschichtliche Objekte wie Waffen, wissenschaftliche Instrumente, Möbel, Geschirr, Kochbücher, Almanache, Kleidungsstücke, Spielzeug, Bibelots, Lebzeltermodeln, frühe Fotografien, Plastiken, Siegel und noch so einige Dinge des Alltags bestaunt werden. Persönliche Besonderheiten innerhalb der Sammlungen des Hofrats stellen Objekte aus dem Familienbesitz, die direkt einer Person zugeordnet werden können, dar. Dies ist auch der Fall bei einigen Sammlungsstücken, die von Persönlichkeiten wie Schauspielerinnen und Sängerinnen stammen. Anton M. Pachinger erwarb ebenso Gegenstände aus dem Nachlass Adlabert Stifters und soll im Besitz eines Hutes von Toulouse-Lautrec und einer weißen Weste von Ferdinand Raimund gewesen sein. Den Erwerb von Friedrich Nietzsches Bart soll der Sammler schon zu Lebzeiten schmerzlich als Betrug entlarvt haben.
Viele dieser Erzählungen sind durch Fritz von Herzmanovsky-Orlando überliefert. Er zählte zum engsten Kreis des Sammlers. Herzmanovsky-Orlando widmete Pachiger wiederholt skurrile Figuren in seinem Werk und erhob ihn, wie es auch Alfred Kubin tat, zur Wahlverwandtschaft indem er ihn als seinen Onkel adressierte. 1926 gründete Anton M. Pachinger die bis 2010 bestandene Freie Gesellige Vereinigung “Die Mappe” als Treffpunkt für alle Liebhaber*innen der grafischen Künste in München, wo er ab 1915 sein Hauptwohnsitz hatte.
Kinderlos geblieben begann Anton M. Pachinger sukzessive seine Sammlungsbestände an öffentliche Einrichtungen zu übergeben. 1917 vermachte er seine Wallfahrtsmedaillen und Weihemünzen dem Kunsthistorischen Museum in Wien, wofür er mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse geehrt wurde. 1924 ernannte ihn das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg zum Ehrenkonservator für die Donation seiner umfangreichen Grafiksammlung. Darüber hinaus befinden sich heute weitere Sammlungsfragmente im Landesmuseum Oberösterreich, der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Stadtmuseum München und im Museum der Kulturen Basel.
Mit der Stadt Linz schloss Anton M. Pachinger 1928 ein Abkommen, durch das seine Heimatstadt für die Etablierung eines neuen Lokalmuseums die verbliebenen Sammlungen erhielt. Die immer noch schier ungreifbare Kollektion Pachingers war für diesen Zweck prädestiniert, denn sie formte in ihrem enormen Umfang und Artenreichtum ein lokales Gedächtnis, das, basierend auf materiellen Artefakten, die Zeit und den Ort ihrer Entstehung abzubilden vermochte. Durch die zusätzliche Übergabe der Häuser Bethlehemstraße 31 und 33 aus dem Familienbesitz sicherte sich Anton M. Pachinger, und über seinen Tod hinaus seiner langjährigen „Hausdame“ Marie „Mizzi“ Bayerlacher, von der Stadt Linz eine Leibrente. Mitte der 1930er Jahre verließ der gealterte Sammler zunehmend München, übersiedelte zunächst mit Mizzi nach Graz und verstarb schließlich am 30.11.1938 in Wien.
Heute lässt sich jedes achte Sammlungsstück aus den Beständen des Nordico Stadtmuseum Linz auf die Sammlung Pachinger zurückführen.